Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung am Bahnhof in Memmingen durch unsere Pilgerbegleiterin Silke Klein gingen wir zur Stadtpfarrkirche Sankt Martin in Memmingen, eine der ältesten Kirchen Oberschwabens. Jeder der 14 Pilgerinnen und Pilger erhielt seinen Pilgerausweis. Den Martinusweg kann man alleine gehen, aber frei nach dem Motto »Ich teile – also bin ich« machten wir uns gemeinsam auf unseren Weg, auf dem Martin unser steter Begleiter war. 2005 hat der Europarat den Martinusweg als zweiten Pilgerweg zum europäischen Kulturweg erhoben, der Ost- und Westeuropa Szombathely (Ungarn), den Geburtsort Martins, mit Tours (Frankreich), seinem Bischofsitz und seinem Grab, verbindet. Der Heilige Martin ist der Schutzpatron der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Seit 2011 gibt es den Weg in der Diözese und 2016 die gesamte Mittelroute nördlich der Alpen, die wir auf 4 Etappen beschritten.
Von Memmingen aus ging es Richtung Buxheim zum ehemaligen Kartäuserkloster. Dort erhielten wir eine Führung, bei der wir die Kühle dieses alten Klosterbaus genießen konnten. Danach ging es bei bestem Sonnenschein weiter zur Arlesheimer Kapelle und schon auf der Brücke beim Überschreiten der Iller, dem Grenzfluß zwischen den Diözesen Augsburg und Rottenburg, finden wir das Zeichen, welches nun unseren Weg markiert. Nach einem heißen Tag und langen Marsch erreichten wir das Tagesziel Jugendhaus St. Norbert bei Rot an der Rot und konnten uns beim abendlichen Abschluss in der Klosterschenke mit einer Probe Kartäuserschnaps erholen, den unsere Pilgerbegleiterin ausschenkte. Bei strahlendem Wetter verließen wir die wunderschöne hochbarocke Anlage und brachen auf in Richtung Bonlanden. Die Pfarrkirche St. Konrad in Bergheim liegt als Station mit ihrem Heiligen Willibold, einem Jakobuspilger, auf dem Weg. Als am Horizont das Kloster Bonlanden zu sehen war, gingen wir die letzte Etappe in der Stille. Die Franziskanerinnen von Bonlandenhießen uns herzlich willkommen. Nach dem Bezug der herrlichen Zimmer im Gästehaus San Damiano hatten wir eine Führung durch die riesige Krippenanlage. Rund um dieses Kloster kann man den Geist von Franz von Assisi lebendig spüren. Wir erholten uns bei einem netten Ausklang im Freien und begannen unseren dritten Pilgertag mit dem Frühgottesdienst.
Nach dem Anstieg zur Pilgerkapelle Maria im Busch bei Erolzheim hatten wir von dort aus einen herrlichen Ausblick mit dem Höhenzug bis zu den Alpen. Hier gibt es auch eine Pilgereremitage mit acht Betten. Wir verabschieden uns mit einem gemeinsamen Lied und gingen den knapp einen Kilometer langen Kreuzweg hinunter zur Pfarrkirche St. Martinus. Bei der Dietbruckmühle stimmten wir mit großer Begeisterung unser Lied an, denn es ging um ein Glas Most für jeden Pilgersänger. Der Umtrunk und die kurze Rast kamen uns sehr gelegen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Familie Högerle für den leckeren Apfelmost. In Ochsenhausen angekommen, fanden sich alle nach kurzer Pause zum ausgezeichneten selbstgebackenen Kuchen in der Konditorei ein. Von dort ging es zum Kloster Ochsenhausen, hier überraschte uns der Organist im Kloster mit einer kurzen Einführung in die Orgel und gab uns ein Orgelkonzert, in dem er uns diese außergewöhnliche Orgel mit ihren besonderen Klängen zu Gehör brachte.
Unser letzter Pilgertag brachte uns am Ortsrand von Ummendorf zu einer bemerkenswerten Pilgerstation, dem Kreuzberg. Eine besonders gestaltete Anlage mit Grotten und Kapelle, die zum Verweilen einlud: Die Hoffnung unseres Glaubens setzte der Architekt Siegfried Locher aus Ummendorf in ein Gesamtkunstwerk um. Hier wird der Auferstehungsgedanke erfahrbar. Nach der Rast ging es vorbei am Jordansbad, zur Simultankirche St. Martin in Biberach, die evangelisch und katholisch seit Jahrhunderten friedlich gemeinsam genutzt wird. Hier gab uns Silke Klein schließlich den Pilgersegen für unseren Heimweg. Nach vier schönen, erfüllten und erfahrungsreichen Tagen, in denen 14 ganz verschiedene Menschen sich zu einer Gemeinschaft geformt und gemeinsam auf eine besondere Reise mit Martin eingelassen haben, verabschiedeten wir uns am Bahnhof in Biberach voneinander. Das wunderbare Wetter und diese gesegneten Tage in Oberschwaben bleiben uns in Erinnerung. Die letzte Frage, die im Raum stand: Geht es nächstes Jahr weiter?
Bericht: A. Nick