Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln (Schweiz)

Pilgerwanderung vom 20. bis 24. August 2018 mit Silke Klein

»Manchmal träume ich davon,
dass ich nicht immer blühen muss,
sondern Zeit und Ruhe habe,
um Kraft für neue Triebe zu sammeln.«

Bestärkt durch die Gedanken von Andrea Schwarz haben wir uns für eine gemeinsame Auszeit unter dem Motto »Pilgern auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln« entschieden. Dieser Abschnitt wird auch offiziell als Schwabenweg bezeichnet, weil er schon in alten Zeiten die Pilger auf dem Jakobsweg zum Zwischenziel nach Einsiedeln führte. Pilgern müssen war im Mittelalter als Strafe vorgesehen. Pilgern dürfen ist heute ein Geschenk der freien Entscheidungen. Ein jeder hat seine Gründe dafür, sich aus dem Alltagstrubel auszuklinken und zu sagen »Ich bin dann mal weg!«. Weg zu sein, um zu sich zu kommen, um Abstand zum Alltag zu gewinnen, um die Natur näher zu erfahren und Gottes Schöpfung tiefer zu ergründen. In unseren Gesprächen auf dem Weg zeigten sich immer wieder neue Beweggründe.

In einem aber waren wir uns von Anfang an spürbar einig: Wir wollten miteinander ein Stück Lebensweg gemeinsam gehen. Und so trafen wir, 11 Teilnehmer und Pilgerführerin Silke Klein, uns pünktlich um 11 Uhr und 1 Minute vor dem Konstanzer Münster. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde ging es zur Martinusrotunde mit der Statue des Heiligen Jakobus, dem Schutzpatron aller Pilger, im Münster, dem altehrwürdigen Sammelplatz der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Bestärkt mit dem von Silke gespendeten Pilgersegen zogen wir an der Mariensäule und dem Wegweiser – 2340 km nach Santiago – vorbei durch die Altstadt und auf dem direkten Weg über die Grenze in die Schweiz. Das Läuten der Glocken um 12 Uhr begleitete uns aus Kreuzlingen hinaus. Den Weiterweg durch eine angenehm zu begehende schattige Schlucht säumte ein beeindruckender neu gestalteter Kreuzweg. An einer schön angelegten Grillstelle überraschte uns Ingrid mit ihrer Einladung zum Geburtstagsumtrunk. Gestärkt mit einem Glas Prosecco und einem köstlichen Nusskuchen ging es weiter den Berg hinan zu der auch heute noch viel besuchten, im Jahre 1388 erbauten, Heiligkreuzkapelle Bernrain. Von hier konnten wir nochmals einen wunderbaren Blick über den Bodensee und die am nahen Ufer liegenden Orte genießen.

Auf angenehmen Pfaden und Wegen ging es weiter durch Wälder und Wiesen mit zwischendurch immer wieder veränderten herrlichen Ausblicken über die sanfte Landschaft des Thurgaus. Dankbar durften wir auch die Herzlichkeit der Menschen, die uns begegnet sind, erfahren. Sei es beim Klingeln an einem schön verzierten Pilgerhaus und der Anfrage zur Unterstützung beim Gruppenfoto oder aber beim einfachen Gespräch über den Gartenzaun. Auf unserem ganzen Pilgerweg wurde uns immer wieder ein, im Schwyzerdütsch sehr angenehm klingendes Adieu oder ein Buen Camino mit auf den Weg gegeben.

Ein bewegender Abschluss war für uns alle die Teilnahme am Vespergottesdienst der Mönche und dem anschließenden Salve Regina an der Kapelle der Schwarzen Madonna. In der Nebenkapelle erteilte uns Silke danach in enger Runde den Segen für unseren weiteren Lebensweg. Verbunden mit einem ganz innigen Dankeschön an Silke für Ihre Mühen und Lasten, die sie mit uns hatte, und hocherfüllt über die harmonische Zeit, die wir miteinander erleben durften, traten wir unsere Heimreise an. Danke an alle, die mit uns gewandert sind. In diesen Tagen konnten wir es bewusst erleben: Es sind die Begegnungen mit unseren Mitmenschen, die das Leben lebenswert machen.

Bericht: Gretel und Michael Schmidgall