Venetien und Kroatien

Busreise vom 20. bis 27. Mai 2024 mit Annette Heizmann

Eine Busreise also. Viel Sitzen, aber auch sehr viel sehen: schon am »Allgäuer Tor« waren wir Flachlandtiroler von den schneebedeckten Bergspitzen beGEISTert. Nie im Leben wäre ich bei einer Fahrt nach Kroatien über Italien gefahren. Aber das erwies sich als große Horizonterweiterung. Die von hohen Bergen eindrucksvoll begleitete Fahrt durch das Brentatal zum hübschen Städtchen Bassano del Grappa begeisterte und machte demütig. Die Holzbrücke begleitet meine Erinnerungen - natürlich auch der Grappa, der von hier kommt und die schmerzliche Erinnerung an Nazigräuel, die 1944 bis in dieses Städtchen reichten.

Plötzlich verändert sich die Landschaft völlig: den grauen Felswänden mit grüner Macchia folgen Magnolien, Zypressen, Oleander, blühende Olivenbäume und: Kirschen, vom Busfahrer freundlich mit uns geteilt. Das enge Tal weitet sich. Dann kam Venedig. Jeder kennt es. Aber dass das Labyrinth der Gassen so verzwickt ist und dass viele »Straßen« gerade mal so breit sind, wie von meinem rechten Zeigefinger bis zu meinem linken, und dass die Müllabfuhr per Handkarren passieren muss, war mir nicht mehr so präsent. Und wie sieht der prächtige Markusplatz im Nieselregen aus? Wir durften es erspüren. Auch wie gut sich die »Sonnenschirme« eines Uferrestaurants als Regenschirme eignen. Aber die Venezianer und so auch wir nahmen das Wetter mit Gelassenheit: viele standen trotzdem an, um in den Markusdom oder den Dogenpalast zu kommen - eben mit bunten Regenschirmen. Commissario Brunetti trafen wir allerdings leider nicht.

Am dritten Tag folgte die Weiterfahrt nach San Marino. Schon von weitem lockt das Städtchen bzw. der Staat auf der Bergkuppe unsere Aufmerksamkeit auf sich. Und das zurecht! Wussten Sie, dass San Marino eine parlamentarische repräsentative Demokratieund seit dem 12. Jahrhundert ein unabhängiger Staat ist? Und dass die Verfassung von San Marino, die älteste (nämlich von 1600 n. Chr.) stammende republikanische Verfassung der Welt ist? Die zwei Staatsoberhäupter werden jeweils für ½ Jahr gewählt, das Parlament allerdings für 5 Jahre. Der winzige Staat, mit seinen 33.000 Einwohnern ist nicht in der EU.

Auch die Überfahrt von Ancona nach Split mit der Fähre war ein Erlebnis. Vor allem durch den spirituell begleiteten Sonnenunter- und Sonnenaufgang über dem Meer. Ankunft am frühen Morgen in Split bei Bilderbuchwetter und Postkartenlandschaft. Alle Stadtführer auf dieser Reise waren gut, aber Robert, der uns ab Split begleitete, war brillant. Von nun an hörten wir häufig »UNESCO-Kulturerbe«. Sei es in Split, Trogir, Sibenik oder Dubrovnik. Schön, dass die malerischen Städtchen so erhalten bleiben. Machen wir uns auch bewusst, dass hier mal wieder die Außengrenzen Europas verteidigt werden! Dankbar nahmen wir nach den ganzen Städten den Tag an den Krka-Wasserfällen an. Grüne Vegetation, Wasser und Bewegung waren ein guter Ausgleich zur reichen kunstgeschichtlichen und politischen Geschichte der Städte.

»Was nehmen Sie von dieser Reise mit?« wurden wir gefragt: zuerst eindrucksvolle Landschaften, die durch das Busfahren noch mehr ins Auge fielen. Eigentlich müsste Kroatien grün-ultramarinblau und terrakotta als Farben in seiner Flagge aufnehmen. Politisch gesehen nehme ich viel Horizonterweiterung mit z. B. auch, welch gute Wirkung europäische Gelder für dieses ehemalige Kriegsland (und für uns) haben: in den Städten, auf den Straßen und bei spektakulären Brücken. Weiterhin die Information, wie viel z. B. Genscher und Kohl zur Unabhängigkeit Kroatiens 1991 beigetragen haben (es gibt auch eine nach ihnen benannte Straße). Zudem die Vermutung, dass der Co²-Fußabdruck Kroatiens bei so viel Meer, so viel Grün und so wenig Industrie recht gut sein muss.

Der Mehrwert dieser Reise mit dem Sonntagsblatt ist aber unbestritten die abermals geschwisterliche Gemeinschaft der Teilnehmenden inklusive des Busfahrers, der uns kompetent und ruhig durch das nicht einfach zu befahrende Land kutschierte. Ein weiterer Mehrwert ist die umsichtige, fürsorgliche, achtsame und gelassene Reiseleitung durch Annette Heizmann, die es immer wieder verstand mit spirituellen Impulsen die Schönheit der Schöpfung und unseres Lebens zum Klingen zu bringen. Ihre Pflanzenkenntnis erschloss uns ununterbrochen bekannte und unbekannte Kräuter. Ihre Fürsorge, wenn sie aus ihren diversen Taschen großzügig Feigen von Otto oder Studentenfutter zu Tage förderte, um uns vor dem Hungertod zu bewahren. Ihre Eigenwilligkeit kreierte so manche skurrile Szene: so  z. B. als wir beim Anstehen an der Fähre in Ancona uns die Zeit des Wartens mit »Mäuschen und Kätzchen« oder »Strecken bis zum Himmel« kurzweilig und gesund vertrieben. Oder wenn wir in den verschiedenen Kirchen durch ein geistliches Lied das Kunstwerk zur »Kirche« machten. Alles in allem eine sehr bereichernde spirituelle Reise.

Bericht: R. Pscheidl